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Neues praktisches Kochbuch

Henriette Sander (1801 bis 1880), geb. Düwel, Witwe des Posthalters Heinrich Sander (gest.1846) in Elze, s o l l dieses Buch 1874 veröffentlicht haben. Sie war Tochter von Johann Wilhelm Sander aus Elze. Die Zuschreibung der Autorenschaft wird jedoch angezweifelt. Bei Autoren haben sich intensiv mit den Kochbüchern um 1850 bis 1900 beschäftigt: Methler und Dr. Meyer. Ab zunächst ein Blick in diese Zeit:
Zu der Zeit um 1850 bis 1900 gab es eine Vielzahl von Kochbüchern. Herausragende Autorin war Henriette Davidis (1801-1876), deren Arbeiten von dem Pfarrer Methler seit einigen Jahren bearbeitet werden. Nach diesem Biographen ist Luise Rosendorf (1821 bis 1890) die Urheberin des Buches. Die beiden Frauen kannten sich, Sander soll die Patin von dem Sohn Heinrich Carl von Luise Rosendorf, die in Groß Lafferde bei Peine lebte, sein. Es soll auch Briefwechsel geben.
Nach dem Tod von Henriette Davidis suchte der Verlag Velhagen und Klasing (Bielefeld) nach einer Bearbeiterin, die er in der Autorin Luise Rosendorf gefunden hatte. Sie bearbeitete von 1882 bis 1891 die Auflagen des Buches von Henriette Davidis.
Auch der Verlag Velhagen und Klasing schließt sich dieser Version an. In einer Veröffentlichung aus Anlass des 150-jährigen Bestehens des Verlages wird die Urheberschaft Luise Rosendorf zugeschrieben (Horst Meyer, Velhagen und Klasing Einhundertfünfzig Jahre 1835 - 1985, Berlin 1985) Zitat von Seite 63ff: " Zunächst galt es, ein lästiges Konkurrenzwerk abzuschütteln. Bereits im Jahre 1874 war bei Carl Meyer in Hannover ein "Neues praktisches Kochbuch (...) einer bis dahin nicht hervorgetretenen Henriette Sander erschienen. Gab schon das unverfrorene Plagiat des Titels Anlaß zur Besorgnis, (...). Als Carl Meyer für das Frühjahr 1882 die vierte Auflage des Buches ankündigte, sahen Velhagen und Klasing sich zu schnellem Handeln veranlaßt. In einer in aller Stille vorbereiteten Aktion kauften sie die gesamte noch im Druck befindliche Auflage von 8000 Exemplaren mit allen Rechten an und nahmen gleichzeitig die "falsche" Henriette als zukünftige Bearbeiterin des Kochbuchs der Davidis unter Vertrag. Hinter dem Pseudonym Henriette Sander verbarg sich die Pfarrersfrau Luise Rosendorf (...). Über die Identität der "Henriette Sander" erfuhr das Publikum nichts." Soweit die Ausführungen in der Festschrift.
Doch was ist nun wahr?
1. Bislang sind dem Geschichtsverein Elze keine weiteren Schriftstücke von Henriette Sander bekannt. Das muss nicht ein Beleg dagegen sein, ist aber schon interessant, weil im Umfeld einer Bucherstellung schon Schriften entstehen können.
2. Der Schriftwechsel zwischen den beiden Frauen ist uns nicht bekannt. Wer kann uns Kopien geben?
3. Warum sollte Henriette Sander ihren Namen für eine Veröffentlichung einer anderen Autorin geben? Das ist ungewöhnlich. Es könnte eine Antwort aus dem familiären Umfeld geben, wenn z. B. eine Autorenschaft seitens der Familie Rosendorfnicht gewollt war. Hierzu einige Infos zu den Rosendorfs: Ehemann war Daniel Michael Ezechiel Rosendorf, er war von 1871 – 17.8.1886 Pfarrer in Groß Lafferde, er wurde geboren in Lauenförde.

Zu diesen drei Fragen gibt der beigefügte Brief von Dr. Meyer einige Antworten - siehe hierzu die Datei.

Trotz aller nicht vorhandenen Klarheiten:
Das Buch von Henriette Sander enthält viele gute Rezepte. Und wer glaubt, dass Nudeln, Makaronis, Reis usw. eine Erfindung unserer heutigen Kochkunst ist, wird sich wundern, wie viel gute und vielfältige Rezepte es damals schon gab. Einen Einblick in die gehobene Gesellschaft geben auch die Anweisungen zu den jeweiligen gesellschaftlichen und familiären Anlässen. Wenn das wirklich alles auf den Tisch kam, so möchte der Leser des Buches sicher gerne damals zu diesen Kreisen gehört haben. Und da bekommt man auch noch heute richtig Appetit.
Im Internet gibt es unter feiertagsrezepte.de das Inhaltsverzeichnis und einige online gestellte Rezepte.

Literatur:
Eckehard Methler, Walter Methler: Von Henriette Davidis bis Erna Horn. [Bibliographie und Sammlungskatalog hauswirtschaftlicher Literatur ; mit Anmerkungen zur Frauenfrage]. In: Veröffentlichungen des Henriette-Davidis-Museums. Band 9. Evangelische Kirchengemeinde Volmarstein-Oberwengern, Wetter (Ruhr) 2001, ISBN 3-933945-09-7 / ISBN 3-9810130-4-2 (HDM-Verlag), Erschöpfende Bibliographie incl. der Zeitschriftenbeiträge und sämtlicher Bearbeitungen.

Dr. Horst Meyer, Velhagen und Klasing Einhundertfünfzig Jahre 1835 - 1985, Berlin 1985

Autoren: 
Luise Rosendorf, Pseudonym: Henriette Sander
Seiten: 
624
Verlag/Herausgeber: 
Carl Meyer Gustav Prior Hannover
Auflagen: 
3. Auflage 1878
ISBN: 
nicht vorhanden